Wirtschaft

Im ersten Quartal wurde laut des Echtzeit-Wachstumsindikators „Atlanta GDPNow“ noch ein markanter Rückgang des US-Wachstums erwartet (orange Linie). Tatsächlich fiel das Ergebnis mit einem Rückgang von 0,5 % im ersten Quartal, aufs Jahr hochgerechnet, jedoch etwas besser aus.  Importe in die USA wurden allerdings vorgezogen, um die angedrohten Zölle zu vermeiden. Dieser Anstieg der Importe dämpfte das BIP-Wachstum der USA.

Die von der US-Administration anfangs April angekündigten Zölle fielen deutlich höher und umfassender aus als erwartet. Die Verhandlungen dauern an, der Ausgang ist ungewiss. Am 1. August will das US-Handelsministerium kommunizieren, ob die Zölle tatsächlich in der ursprünglich angekündigten Höhe eingefordert werden. Im Laufe des 2. Quartals erholten sich die Wachstumsprognosen wieder, da nun auch der Effekt des Importanstiegs aus den Berechnungen herausfiel. Die tatsächlichen Auswirkungen der Zölle auf das Wachstum dürften frühestens im dritten Quartal ersichtlich werden. Bislang haben die wirtschaftlichen Frühindikatoren aber keine nennenswerten Ausschläge verzeichnet. Die letzten Wirtschaftsberichte des IWF deuten allerdings klar darauf hin, dass höhere Zölle, insbesondere in angekündigter Höhe und Umfang, in den kommenden Monaten zu einem geringeren Wachstum führen werden. Vorerst bleibt diese Unsicherheit zum Ungemach der Wirtschaft und der Finanzmärkte bestehen.

US-Wachstumsaussichten im 2. Quartal wieder verbessert

Frühindikatoren – Zoll-Effekte noch nicht spürbar

Aktien

Das zweite Quartal stand an den Aktienmärkten ganz im Zeichen der Zoll-Eskapaden der USA. Die Aktienmärkte stürzten anfangs April, nach Bekanntgabe des umfassenden Pakets von Einfuhrzöllen der USA, zunächst ab. Der US-Dollar schwächte sich entgegen den Konsensprognosen ebenfalls ab. Dies belastete die ohnehin bereits schwache Performance von US-Aktien bei der Umrechnung in Euro zusätzlich. Doch der Börsenkater dauerte nur kurz, bevor eine Trendwende einsetzte.

Überraschenderweise sind die europäischen Aktienkurse beinahe wieder auf das Niveau von Ende März geklettert, obwohl in Europa deutlich mehr Unternehmen vom Export abhängen als in den USA. Weitere Zinssenkungen, eine rückläufige Inflation und neue fiskalische Maßnahmen waren dem Optimismus in Europa zuträglich. Offen bleibt, wie lange die Zuversicht angesichts der dauernden Kehrwendungen im Zollstreit anhalten wird.

Aktienmarktentwicklung – USA und Europa (in EUR)

Anleihen

Eine rückläufige Inflation, Zinssenkungen und Unsicherheiten hinsichtlich der Handelszölle sowie deren Auswirkungen auf das künftige Wachstum hätten eigentlich zu einem Rückgang der Anleiherenditen über alle Laufzeiten hinweg führen müssen. Im zweiten Quartal 2025 sind die Renditen der Staatsanleihen mit längeren Restlaufzeiten in vielen Industrieländern zunächst aber deutlich gestiegen. Global zeigten die Investoren, dass sie angesichts der hohen politischen Unsicherheit eine Präferenz für kurzlaufende Anleihen hatten. Die Risiken einer höheren Inflation aufgrund höherer Ölpreise, steigende Staatsanleiheemissionen zur Finanzierung militärischer Investitionen und die schwer abschätzbaren inflationären Auswirkungen der geplanten Zölle waren allesamt Faktoren, die die Renditen eher hoch hielten.

In Europa nahm der Druck auf die Anleiherenditen im Quartalsverlauf dann aber wieder etwas ab. Gründe waren niedriger als erwartete Inflationsraten (Ölpreis verbilligte sich nach vorläufigem Waffenstillstand im Nahen Osten) und die latente Vertrauenskrise in USD-Wertpapiere.

Staatsanleiherenditen Deutschland

Ausblick

Noch ist unklar, zu welchem Handelsabkommen es zwischen den USA und den Vertragspartnern kommen wird. Damit dürfte die Politik eine Quelle für erhöhte Volatilität bleiben. Die USA scheinen weiterhin entschlossen, erhebliche Einnahmen mit ihrem neuen Zollregime generieren zu wollen. Die Reaktion von Unternehmen (Investitionen, Preiserhöhungen) und Verbrauchern (Konsumrückgang) darauf hat Auswirkungen, sowohl auf das weitere Wachstum als auch auf die kurzfristige Inflation.

Die Analyse des Internationalen Währungsfonds IWF geht zwar nicht von einer Rezession, jedoch von einer erheblichen Verlangsamung des weltweiten Wachstums aus. Die Aktienmärkte scheinen diese Risiken derzeit zu ignorieren, da die Indexstände bereits wieder deutlich angestiegen sind. Die Fiskalpolitik liefert allerdings in den USA wie auch im Euroraum unterstützende Impulse. Die Anleiherenditen dürften demnächst insbesondere von steigenden Staatsanleiheemissionen zur Finanzierung höherer Militärausgaben und einem potenziell schwächeren Wachstum beeinflusst werden.

AKTIENMÄRKTE

seit 31.12.2024
Aktien Welt (USD) +9.75%
Aktien Schweiz – SPI Index  (CHF) +6.87%
Aktien Europa – Euro Stoxx 50 (EUR) +11.07%
Aktien Deutschland  – DAX (EUR) +20.09%

ANLEIHENMÄRKTE

seit 31.12.2024
Anleihen Euro +0.84%
Staatsanleihen Euro +0.52%
Unternehmensanleihen Euro +1.80%

ALTERNATIVE ANLAGE

seit 31.12.2024
Gold (USD, pro Unze) +25.86%
Rohöl (WTI) -1.97%

WÄHRUNGEN

seit 31.12.2024
EUR / CHF -0.50%
EUR / USD +13.84%
EUR / JPY +4.30%

Daten per 30.06.2025 / eigene Darstellungen

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