Die völkerrechtliche Verletzung durch den Krieg Putins in der Ukraine beschäftigt uns weit über die Einschätzung von Marktentwicklungen hinaus. Wir begrüssen alle Mittel, die dem Zweck einer schnellen Beendigung und Bewältigung dieses Krieges dienen.

Aktuelle Einschätzungen und Positionierung mit Blick auf den Ukraine-Krieg

Informationen per 02.03.2022

Was ist passiert?

Der russische Präsident Putin hat in der vergangenen Woche eine militärische Invasion in die Ukraine angeordnet. Die ausgesprochenen westlichen Wirtschaftssanktionen sorgen für erhebliche Verwerfungen an den globalen Finanzmärkten. Russische Assets sind erheblich unter Druck geraten (> 50% Kurseinbruch YTD, Moskauer Börse seit mehreren Tagen geschlossen, SWIFT-Finanzkommunikationsausschluss von russischen Grossbanken). Aber auch alle Handelspartner (Banken, Automobilindustrie, etc.), die mit Russland in Verbindung stehen, sehen sich mit erheblichen Einschränkungen konfrontiert.

Sichere Anlagen wie Staats- und bonitätsstarke Unternehmensanleihen wurden teilweise stärker nachgefragt (z.B. deutsche 10J – Bundesanleihen: +2.5%, seit 24.02.), Gold stieg kurzfristig über die Marke von 1’950 USD. Die stärksten Schwankungen sind bei den Rohstoffen und allgemein den Energiepreisen ersichtlich, da die Importe aus Russland und Ukraine gefährdet sind (Erdölpreis > 110 USD/Barrel, +12% Brent seit 24.02.). Gas aber auch Metalle und Agrargüter haben sich ebenfalls verteuert.

Wie schätzen wir die Situation ein?

Politische Spannungen haben in der Vergangenheit jeweils nur kurzfristige Effekte an den Finanzmärkten ausgelöst. Seit der Nachkriegszeit haben rund 30 geopolitische Krisen (wie z.B. die Kuba-Krise 1962, die iranische Revolution 1979 oder 9/11) im Durchschnitt einen maximalen Verlust von 10% des US-Aktienmarktes verursacht. Dieser wurde aber bereits nach einem Monat wieder wettgemacht.

Allerdings ist das wirtschaftliche Umfeld in dieser Krise deutlich ungünstiger, da risikobehaftete Anlagen wie Aktien oder Unternehmensanleihen im Nachgang an die Pandemie-Auswirkungen und im aktuellen Umfeld von geldpolitischer Straffung und Energieengpässen vulnerabler sind und die Inflationssorgen weiter zunehmen dürften. Wir erachten deshalb die Lage aktuell als noch zu unsicher, um Käufe zu tätigen und halten deshalb erhöhte Kassabestände vor. An der Börse regiert zurzeit die Angst vor den Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen und einer weiteren Eskalation am kommenden Freitag (einberufenes NATO-Treffen am 4.3.22) sowie der weiter steigenden Energiepreise. Die Markteilnehmer sorgen sich abgesehen von den direkten Folgen des Krieges zunehmend um die wirtschaftlichen Auswirkungen. Darüber herrscht grosse Unsicherheit und die Marktteilnehmer bekunden Mühe, die Situation effizient einzupreisen.

Was sind alternative Szenarien?

Falls die russischen Truppen Kiew einnehmen, mit einer Grossoffensive grosse Landteile der Ukraine zerstört werden oder auch ein Cyber-Krieg weltweit ausartet, nimmt die Gefahr eines europäischen Konflikts mit involvierten NATO Truppen und zusätzliche wirtschaftliche Störungen zu. Die Reaktion der Finanzmärkte wird dann heftiger sein.

Bis jetzt hat die angekündigte geldpolitische Straffung zwar einen deutlichen, im historischen Vergleich aber noch moderaten Aktienrückgang ausgelöst (-7% für Aktien Welt seit Jahresbeginn), dies auch dank der ausgeprägten Sektorrotation, welche z.B. Energiewerte mit >+22% (YTD) zu Gewinnern gemacht hat. Sollte sich die Risikoaversion aber ausweiten, dann wird die Korrelation zwischen den Sektoren und auch den Unternehmensanleihen tendenziell zunehmen. Ein weiterer Aktienabbau wäre auch in diesem Fall angebracht. Sollte sich der russische Präsident in den nächsten Tagen wider Erwarten doch Gesprächs- und Kompromissbereit zeigen, würde dies wohl zu einem deutlichen Rebound führen.

Positionierung der PRIME VALUES Strategien

Die Portfolios haben wir bereits im Januar deutlich defensiver ausgerichtet und auf den Zinserhöhungszyklus eingestellt (Verkauf Tech-Titel zugunsten defensiverer Werte). Die Aktienuntergewichtung beträgt über 20%.

Im Vergleich zum Weltaktienindex MSCI ACWI haben die von uns selektierten Titel stärker nachgegeben. Aufgrund des geopolitischen Konflikts haben die Sektoren Industrie (Exxon Mobile, Shell, etc. / mehr als +20% YTD), Rohstoffe (Rio Tinto, Glencore, etc. / mehr als +15%) und Rüstung (Lockheed Martin, BAE Systems, etc. / mehr als +30%) zugelegt. Diese Werte werden von uns aufgrund der ethisch-nachhaltigen Fokussierung nicht gehalten.

Seit Jahresbeginn haben die folgenden Tätigkeiten unsere Positionierung gekennzeichnet:

1. Aufgrund der angekündigten Zinserhöhungen der Notenbanken haben wir uns Anfangs Januar entschieden, Technologie-Werte und andere typische Wachstumstitel zu verkaufen. Verkauft wurden so z.B. Zimmer Biomet, Straumann oder Infineon Technologies.

2. Investiert haben wir im Januar und Februar dafür in Titel, die von steigenden Zinsen profitieren oder bei rückläufigem Wirtschaftswachstum eher weniger verlieren dürften. Investiert haben wir deshalb in einige zusätzliche solide Banken (z.B. ABN Amro) und in defensive Aktien wie Evoqua Water Technologies, das Medizintechnik-Unternehmen Baxter International oder Rexel (Elektrozubehör Frankreich).

Der letztlich doch überraschende aggressive Angriff auf die Ukraine hat dann nach Einführung der Sanktionen zu einer Panikreaktion geführt und die meisten Titel, vor allem aber Bankenwerte unter deutlichen Abgabedruck gebracht. Dies ist nachvollziehbar, die Reaktion und die Höhe der Korrektur scheint aber bei diversen Titeln übertrieben. Verschiedenste nachhaltige Werte wurden aufgrund der guten Entwicklung in den vergangenen Jahren im Rahmen des allgemeinen Abverkaufs mit nach unten gerissen, dürften sich aber im Falle einer Normalisierung wieder erholen.

Für weitere Informationen stehen wir gerne auch telefonisch zur Verfügung.

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