Wirtschaft

Die Inflationssorgen, die zu Beginn des Jahres aufkamen, waren leider nicht von kurzer Dauer. Der Anstieg der Inflation, mit dem die Unternehmen als auch die Verbraucher konfrontiert sind, erweist sich als äusserst hartnäckig. Sowohl die Erzeuger- als auch die Verbraucherpreise befinden sich nach wie vor im Aufwärtstrend. Die Erhöhung der Zinssätze in der Eurozone zeigt bisher kaum Wirkung. Währendessen verharren die Arbeitslosenquoten sowohl in Deutschland als auch in anderen Mitgliedsstaaten der Eurozone auf relativ niedrigem Niveau. Die Diskussion um den Fachkräftemangel als auch die hohe Inflation lassen aktuell keine Entlastung für die Unternehmen beim Produktionsfaktor Arbeit erkennen. Hierdurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Zweitrundeneffekten, durch die der Inflationsdruck aufrechterhalten bleibt.

Der russische Gasexport ist im September auf ein extrem niedriges Niveau gesunken. Zahlreiche europäische Länder waren jedoch in der Lage, ihre Gasspeicher fast vollständig aufzustocken, um so die Industrie weiterhin beliefern zu können. Viele Unternehmen in der Eurozone haben jedoch bereits ihre Produktion gedrosselt, die Arbeitszeiten reduziert und in einigen Fällen auch Fabriken geschlossen.

Konsumentenpreise in Deutschland steigen unvermindert an

Auch die Produzentenpreise setzen Aufwärtstrend fort

Aktien

Der Verfall der Aktienkurse wurde dieses Jahr grösstenteils von steigenden Zinsen (infolgedessen sinkender Kurs-Gewinn-Verhältnisse) verursacht. Die Unternehmensgewinne selbst haben sich in den ersten Quartalen dieses Jahres trotz der Wachstumsabschwächung und der geopolitischen Unsicherheiten bis vor kurzem überraschend gut gehalten. In den vergangenen Wochen sind aber vermehrte Bedenken hinsichtlich der Gewinnerwartungen aufgetaucht. Die höheren Zinslasten, steigende Personalkosten (Löhne steigen stärker als Produktivität) und ein kräftiger Anstieg der Inputkosten gegenüber den Absatzpreisen wurde bereits von den Börsen eskomptiert. Die Wirtschaftsdaten und insbesondere die Aussagen der Zentralbanken, allen voran die der US-Notenbank, liessen keinen Zweifel daran, dass dem Ziel Preisstabilität aktuell die höchste Priorität eingeräumt wird. Dies führte dazu, dass die Aktienmärkte ab Mitte August nach einer kurzen Rallye wieder in den Korrekturmodus wechselten.

Aktienmarktentwicklung 

Anleihen

Nachdem die Anleiherenditen bis Mitte Juni 2022 deutlich angestiegen sind, kam es im weiteren Verlauf zu einer Gegenbewegung. Eine hartnäckige und hohe Inflation, sowie steigende Lohnkosten und ein Arbeitsmarkt, der nach wie vor Engpässe in einigen Schlüsselindustrien aufweist, machten aber deutlich, dass vorerst keine Entspannung hinsichtlich der restriktiven Notenbankpolitik zu erwarten ist. Infolgedessen setzten die Anleiherenditen ihren Aufwärtstrend fort.

Die Renditen der10-jährigen US-Staatsanleihen nähern sich nun der 4 % Marke. Das deutsche Äquivalent, die 10-jährige deutsche Staatsanleihe, steigt zum ersten Mal seit 2011 über 2 %. Beide Renditen liegen jedoch nach wie vor deutlich unter der jeweiligen Inflationsrate von 8,3 % bzw. 10 %.

Anleiherendite US & Deutschland

Ausblick

Die Zentralbanken konzentrieren sich weiterhin auf die Bekämpfung der Inflation. Die Zinssätze dürften deshalb so lange steigen, bis sich ein deutlicher Effekt auf die Wirtschaft eingestellt hat.

Angesichts der aktuellen Nachrichtenlage, die von Inflations- und Rezessionsängsten, drohender Energieknappheit, sowie geopolitischer Unsicherheit geprägt ist, setzt sich zunehmend Pessimismus durch, was im Börsenkontext auch als positives Zeichen gewertet werden kann. Allerdings lässt sich aktuell noch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob das Stimmungstief bereits erreicht wurde.

Wir können uns vorstellen, dass sich bei einer Marktberuhigung in den kommenden Monaten auch die gebeutelten Anleihekurse wieder erholen werden.

AKTIENMÄRKTE

seit 31.12.2021
MSCI Welt Index (USD) -26.4%
SPI – Swiss Performance Index (CHF) -20.3%
Euro Stoxx 50 (EUR) -22.8%
DAX (EUR) -23.7%

ANLEIHENMÄRKTE

seit 31.12.2021
Bloomberg Barclays Global Bond Index -19.9%
Bloomberg Barclays Euro Aggregate -16.2%
Bloomberg Barclays Euro Government -16.7%
Bloomberg Barclays Euro Corporates -14.6%

ALTERNATIVE ANLAGE

seit 31.12.2021
Gold (USD, pro Unze) -9.2%
Rohöl (WTI) +5.7%

WÄHRUNGEN

seit 31.12.2021
EUR / CHF -6.8%
EUR / USD -13.8%
EUR / JPY +8.4%

Daten per 30.09.2022, Quellen Bloomberg, MSCI, eigene Darstellungen

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