Wirtschaft

Die jüngsten Konjunkturdaten haben eher enttäuscht. Insbesondere die Zahlen aus China und Europa fielen schwächer aus, als von den Volkswirten erwartet. Die Erholung in China, nach der Öffnung des Landes zu Jahresbeginn, geriet ins Stocken, und die Wirtschaft leidet bis heute unter der Schwäche der Industrie. In Europa und den USA präsentiert sich das Bild zweigeteilt: Die Industrie schwächelt, der Dienstleistungssektor wächst hingegen. Die Belastung durch die restriktive Geldpolitik und die daher rigidere Kreditvergabe der Banken nimmt zu, sodass die Konjunkturdynamik weltweit eher nachlässt.

Es scheint jedoch neue Hoffnung unter den Finanzmarkt-Teilnehmer:innen aufzukommen, dass eine Rezession, zumindest in den USA, vorerst vermieden werden kann. Die fallenden (Gesamt-) Inflationsraten sind positiv aufgenommen worden. Da die Kerninflationsrate jedoch vielerorts weiterhin deutlich über den Zentralbankenzielen bleibt und sich hartnäckiger als erhofft zeigt, sorgt sie für eine weiterhin restriktive Zentralbankpolitik.

Konjunkturdynamik in Europa lässt nach

Eurozone: Gesamtinflation fällt – Kerninflation bleibt zu hoch

Aktien

Die Aktienmärkte profitierten im zweiten Quartal von den abnehmenden Sorgen einer Rezession, weshalb Investoren zunehmend mit einer „sanften Landung“ in den USA rechnen. Zudem entwickelten sich die Umsatz- und Gewinnwachstumszahlen für das zweite Quartal bei zahlreichen Unternehmen besser als von den meisten Aktienanalysten erwartet worden war. Auch die Gewinnschätzungen für den Rest des Jahres sind nach oben revidiert worden.

Insbesondere der Halbleiterhersteller Nvidia brachte durch deutlich über den Erwartungen liegender Geschäftszahlen den Stein ins Rollen und stärkte bei US- Aktien das Preismomentum. Nach einer Periode einseitiger Performance bei US Aktien begannen auch Sektoren außerhalb der IT-Branche steigenden Optimismus für anziehendes Wachstum und höhere Aktienkurse zu verzeichnen. Dies beendete die Outperformance der europäischen Aktien in diesem Jahr, die nun von schwächeren Wirtschaftsdaten und einer weiteren Zinserhöhung belastet wurden.

Aktienmarktentwicklung – USA und Europa 

Anleihen

Die Rhetorik der Zentralbanken stellt weiterhin die Bekämpfung der Inflation ins Zentrum – und das, obwohl die Energiepreise in einigen Fällen sogar unter das Vorkriegsniveau gefallen sind und sich folglich die Gesamtinflation deutlich zurückgebildet hat. Allerdings liegt die Kerninflation (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) immer noch über den Inflationszielen der Zentralbanken.

Die Arbeitslosenquoten liegen weiterhin nahe am oder sogar bereits auf einem historischen Tiefstand. Die starre Kerninflation und die hohe Beschäftigung machen es den Zentralbanken schwer, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Im Falle Europas bzw. der EZB sind weitere Zinserhöhungen zu erwarten. Der Kampf zwischen den beiden Kräften, Inflationsbekämpfung und Wachstumsstimulierung, geht weiter. Im Laufe des Quartals tendierten die Anleiherenditen über alle
Segmente hinweg seitwärts. Die Kurzfristzinsen überflügelten die Langfristzinsen im 2. Quartal deutlich.

Staatsanleiherendite Deutschland

Ausblick

An den Finanzmärkten dürften in diesem schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld die Konjunkturdaten viel Beachtung finden. Die Inflationszahlen werden im
Vergleich zu den vergangenen zwölf Monaten wohl etwas in den Hintergrund treten. Die Diskussion, ob sich der Preisauftrieb stark genug abgeschwächt hat, um
insbesondere der US-Fed, Zinssenkungen zu ermöglichen, dürfte sich noch hinziehen. Neben Risiken hinsichtlich der sinkenden Überschussliquidität im US-Bankensystem, den geopolitischen Konfliktthemen mit der Ukraine oder Taiwan gibt es auch konkrete Aufwärtschancen. So könnte die niedrige Verschuldung des Privatsektors in einigen Industrieländern Raum für eine ansteigende Verschuldung bieten und damit verhindern, dass es dort zu einer Rezession kommt. Positiv ist außerdem, dass die Arbeitsmärkte beiderseits des Atlantiks äußerst robust sind. Dies dürfte eine mögliche konjunkturelle Durststrecke deutlich erträglicher machen.

AKTIENMÄRKTE

seit 31.12.2022
MSCI Welt Index (USD) +15.4%
SPI – Swiss Performance Index (CHF) +8.2%
Euro Stoxx 50 (EUR) +19.2%
DAX (EUR) +16.9%

ANLEIHENMÄRKTE

seit 31.12.2022
Bloomberg Barclays Global Bond Index -0.8%
Bloomberg Barclays Euro Aggregate +2.3%
Bloomberg Barclays Euro Government +2.5%
Bloomberg Barclays Euro Corporates +2.2%

ALTERNATIVE ANLAGE

seit 31.12.2022
Gold (USD, pro Unze) +5.2%
Rohöl (WTI) -16.2%

WÄHRUNGEN

seit 31.12.2022
EUR / CHF – 1.3%
EUR / USD +1.9%
EUR / JPY +10.8%

Daten per 30.06.2023, Quellen Bloomberg, MSCI, eigene Darstellungen

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