Wirtschaft

Russland hat damit begonnen, die Erdgas-Lieferungen in die EU zu begrenzen. So hat der russische Energiekonzern Gazprom die maximalen Gaslieferungen durch die Ostseepipline Nord Stream 1 nach Deutschland um 40% reduziert. Als Reaktion auf die gesunkenen Gaslieferungen hat Bundesminister Robert Habeck die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Sollte sich die Situation weiter verschärfen, könnte dies dramatische Auswirkungen für die deutsche Industrie, Verbraucher und für den deutschen Arbeitsmarkt haben.

Aktuell stellt sich die Situation am deutschen Arbeitsmarkt jedoch noch sehr robust dar. So bewegt sich die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern auf einem anhaltend hohen Niveau. Auch die Inanspruchnahme von Kurzarbeit hat nach vorläufigen Angaben deutlich abgenommen und auch die Zahl der Personen, für die Kurzarbeit neu oder wieder angezeigt wurde, ging erneut zurück. Das Wachstum der Industrieproduktion ist aber deutlich rückläufig. Auch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich weiter eingetrübt. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Juni auf 92,3 Punkte gefallen, nach 93,0 Punkten im Mai.

Reaktion der Arbeitslosenquote steht noch aus (Deutschland)

Schwache Industrieproduktion – Rückgang erwartet

Aktien

Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine setzten die Aktienmärkte, getragen von der Hoffnung einer schnellen Beendigung des Konflikts, zu einer V-förmigen Erholung an. Diese währte allerdings nicht lange. Steigende Inflationszahlen und die darauf erfolgte geänderte Notenbankpolitik sowie anhaltende Lieferkettenprobleme erhöhten den Druck auf die weltweiten Aktienmärkte und führten im zweiten Quartal des Jahres zu deutlichen Kursrückgängen an den internationalen Finanzmärkten.

Inwieweit der bisherige Kursrückgang die Aktienbewertungen bereits ausreichend korrigiert haben, wird sich spätestens bei der nächsten Berichtssaison zeigen. Dann nämlich wird deutlich, wie sich das veränderte Marktumfeld in den Bilanzen der Unternehmen ausgewirkt hat.

Aktienmarktentwicklung 

Anleihen

Die Anleiherenditen sind in diesem Jahr so schnell gestiegen wie seit den frühen 1980er Jahren nicht mehr. Von Seiten der Zentralbanken, insbesondere der US-Notenbank FED, wurde deutlich gemacht, dass der Inflationsbekämpfung nun höchste Priorität eingeräumt wird. Der massive Inflationsschub ist vor allem auf das begrenzte Angebot bei Waren zurückzuführen, was von den Notenbanken aber nicht zu kontrollieren ist. Daher bleibt ihnen nur, die Nachfrageseite zu dämmen, um so dem massiven Preisauftrieb entgegenzuwirken.

In der ersten Jahreshälfte ist die Anleiherendite der 10-jährigen deutschen Staatsanleihe von -0,17% auf +1,33% gestiegen. Angesichts der weiter anziehenden Inflation wären von Seiten der EZB eindeutigere Signale hinsichtlich einer restriktiveren Geldpolitik wünschenswert.

Anleiherendite US & Deutschland

Ausblick

Nach einem der schwierigsten ersten Halbjahre für Aktien und Anleihen seit den 1970er Jahren, könnte sich in den nächsten Wochen eine Konsolidierungsphase ergeben. Die Inflation sollte bald ihren Höhepunkt erreichen, was zu einer Kurserholung bei Aktien und Anleihen führen könnte. Es bleibt aber abzuwarten, wie sich die höheren Zinssätze in den Bilanzen der Unternehmen auswirken werden.

Angesichts der aktuell noch unsicheren Rahmenbedingungen halten wir eine weiterhin vorsichtige Haltung gegenüber Aktien und Unternehmensanleihen für angebracht. Ein möglicher Höchststand bei den Anleiherenditen könnte bereits erreicht worden sein. Allerdings bedarf es unserer Auffassung nach hierfür noch einer Bestätigung, bevor wir die Duration wieder erhöhen werden, um von allenfalls fallenden Anleiherenditen zu profitieren.

AKTIENMÄRKTE

Wertentwicklung seit Jahresbeginn
MSCI Welt Index (USD) -21.2%
SPI – Swiss Performance Index (CHF) -16.6%
Euro Stoxx 50 (EUR) -19.6%
DAX (EUR) -19.5%

ANLEIHENMÄRKTE

Wertentwicklung
seit Jahresbeginn
Bloomberg Barclays Global Bond Index -13.9%
Bloomberg Barclays Euro Aggregate -12.1%
Bloomberg Barclays Euro Government -12.3%
Bloomberg Barclays Euro Corporates -11.9%

ALTERNATIVE ANLAGE

Wertentwicklung
seit Jahresbeginn
Gold (USD, pro Unze) -1.2%
Rohöl (WTI) +40.6%

WÄHRUNGEN

Wertentwicklung
seit Jahresbeginn
EUR / CHF -3.5%
EUR / USD -7.8%
EUR / JPY +8.7%

Daten per 30.06.2022 Quellen Bloomberg, MSCI, eigene Darstellungen

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