Wirtschaft
Die Weltkonjunktur wurde im 2. Quartal durch die Coronakrise stark ausgebremst. Seit dem Tiefpunkt im April konnte jedoch eine langsame Verbesserung verzeichnet werden, dies u.a. auch dank der Aufhebung von Lockdown-Massnahmen. Bestätigt wurde die wirtschaftliche (Zwischen-) Erholung auch durch den US-Arbeitsmarktbericht im Juni, der die Konsenserwartungen übertraf. Die globalen Frühindikatoren für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor erholten sich ebenfalls deutlich und liegen aktuell in vielen Ländern wieder nahe bei 50 (siehe Grafik rechts), was eine deutliche Verbesserung gegenüber den Allzeittiefs zu Beginn des zweiten Quartals darstellt.
Die USA haben ihre Wirtschaft vermutlich zu voreilig wieder geöffnet. Neueste Infektionszahlen deuten darauf hin, dass eine nachhaltige Eindämmung der Pandemie noch nicht erreicht wurde. Viele Regionen zögern noch mit der Wiedereröffnung oder nehmen sie gar wieder zurück. Dies oder auch eine zweite Infektionswelle wird sich negativ auf die weitere Wachstumsentwicklung auswirken. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lässt sich daher noch nicht abschätzen, mit welchen Wachstumseinbussen zu rechnen ist und ob die Erwartungen von Ökonomen eventuell doch wieder nach unten revidiert werden müssen.
Frühindikatoren – Einkaufsmanagerindizes

Aktien
Die weltweiten Unterstützungs- und Rettungsmassnahmen von Regierungen und Zentralbanken halfen die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie abzufedern und den im März einsetzenden Aktienkurseinbruch zu stoppen. Neben verschiedenen lancierten staatlichen Programmen zur Unterstützung der Wirtschaft und der Arbeitslosen wurden auch die Zentralbanken aktiv. Deren Programme dienen zum Kauf von Wertpapieren und sollen die Finanzmärkte mit Liquidität versorgen.
Aufgrund der fehlenden Visbilität halten sich die Unternehmen mit Prognosen noch stark zurück. Auch die Gewinnerwartungen bewegen sich nach wie vor auf einem relativ tiefen Niveau. Obwohl die Wirtschaftserholung schneller von statten geht als ursprünglich erwartet, wurden die Analystenschätzungen noch nicht massgeblich nach oben korrigiert. Mehr Klarheit wird sich in den nächsten vier Wochen ergeben, wenn die Unternehmen ihre Umsatz- und Gewinnergebnisse des zweiten Quartals bekannt geben. Erst dann lässt sich eine verlässlichere Prognose hinsichtlich der Aktienmarktentwicklung abgeben.
Aktienmarktentwicklung per 30.06.2020

Anleihen
Die Regierungs- und Zentralbankenmaßnahmen, welche die Erholung der Aktienkurse unterstützten, trugen auch zur Trendumkehr bei den Unternehmensanleihen bei. Besonders unterstützend wirkte die Ankündigung der US-Notenbank, dass sie analog zur EZB damit beginnen werde, Unternehmensanleihen aufzukaufen. Unternehmen nutzten dieses günstige Umfeld, um neue Anleihen in Rekordhöhe zu begeben. Hierdurch konnte sie sich mit der dringend notwendigen Liquidität ausstatten. Die erweiterten Notenbankprogramme zum Kauf von Staatsanleihen und die niedrigen Zinssätze trugen dazu bei, das Renditeniveau allgemein niedrig zu halten. Trotz einer Belebung der Wirtschaftsdaten und der Erholung des Ölpreises reagierten die Renditen von Staatsanleihen nicht und blieben in der Nähe der historischen Tiefststände.
Rendite und Anleihe-Spreads per 30.06.2020

Ausblick
Das 2. Halbjahr 2020 wird nicht nur aufgrund der Pandemie und ihren vielfältigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen viele Ungewissheiten mit sich bringen. Offene Fragen sind auch der Verlauf des US-Präsidentenwahlkampfes, die weiteren Brexit-Verhandlungen und der ungelöste Handelskonflikt zwischen USA und China.
Unseres Erachtens sind die Erwartungen hinsichtlich einer raschen konjunkturellen Belebung etwas zu hoch gegriffen. Das gilt für Europa, aber noch viel mehr für die USA. Die rasante Zunahme der Infektionen in den USA dürfte bald zu erheblich mehr Einschränkungen führen, wenn nicht sogar zu neuen Lockdowns. Zudem laufen zahlreiche fiskalische Hilfsmaßnahmen demnächst aus. Unklar ist ob und in welchem Umfang sie verlängert werden. Mit einer Erhöhung der Insolvenzen und Entlassungen muss leider gerechnet werden.
Aufgrund der genannten Gründe erwarten wir eine Fortsetzung der volatilen Börsenentwicklung.
AKTIENMÄRKTE |
Wertentwicklung seit Jahresbeginn |
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MSCI Welt Index (USD) | -5,5% |
SMI – Swiss Performance Index (CHF) | -3.1% |
Euro Stoxx 50 (EUR) | -12.6% |
DAX (EUR) | -6.9% |
ANLEIHENMÄRKTE |
Wertentwicklung
|
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Bloomberg Barclays Global Bond Index | +2.6% |
Bloomberg Barclays Euro Aggregate | +0.7% |
Bloomberg Barclays Euro Government | +1.4% |
Bloomberg Barclays Euro Corporates | -1.6% |
ALTERNATIVE ANLAGE |
Wertentwicklung
|
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Gold (USD, pro Unze) | +17.4% |
Rohöl (WTI) | -35.7% |
WÄHRUNGEN |
Wertentwicklung
|
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EUR / CHF | -1.81% |
EUR / USD | +0.19% |
EUR / JPY | -0.44% |
Daten per 30.06.2020 / Quellen Bloomberg, MSCI, eigene Darstellungen
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