Wirtschaft

Zahlreiche wirtschaftliche Frühindikatoren sind im Laufe des Jahres gesunken. Der seit Februar anhaltende Krieg Russlands in der Ukraine und die nach wie vor virulente Corona-Pandemie, welche derzeit vor allem China umtreibt, waren und sind noch immer – nebst der Zinswende – Belastungsfaktoren für die Weltwirtschaft. Allerdings gibt es einige interessante Indikatoren, die dafürsprechen, dass die tatsächliche wirtschaftliche Verfassung nicht ganz so schlecht ist, wie es die Stimmungsbarometer vermuten lassen: In Deutschland beispielsweise spiegelt die Industrieproduktion den Pessimismus nicht wider, der bei Marktumfragen zum Ausdruck kam (siehe Grafik rechts oben).

In einigen Ländern gibt es Anzeichen dafür, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat. So hat sich in den USA die Inflation im November auf Jahresbasis von 9 % auf 7,2 % abgeschwächt, was auf den Rückgang der Energiepreise zurückzuführen ist. Diese waren in der Eurozone allerdings aufgrund der hohen Steuern und der gestiegenen Kosten für die Bereitstellung von Energie weniger rückläufig als in den USA. Die Beschäftigungszahlen bleiben allgemein hoch und die Löhne steigen. Dies dürfte in den kommenden Monaten einem schnellen Inflationsrückgang entgegenwirken.

Wachstum der Industrieproduktion in Deutschland stabil

Produzentenpreise noch auf (zu) hohem Niveau

Aktien

Als im Oktober die US-Inflationsdaten erste Anzeichen einer Abschwächung zeigten, stiegen die Aktienmärkte zunächst in der Erwartung, dass sich die US-Notenbank dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus nähern könnte.

Im Dezember erhöhten die beiden grossen Zentralbanken US Fed und EZB ihre Leitzinsen tatsächlich in einem geringerem Ausmass als in den Vormonaten (nur 0,5 anstatt 0,75 Prozentpunkte) äusserten sich aber nach wie vor besorgt über die zu hohe Inflation. Die Hoffnung, dass die Zentralbanken angesichts drohender Rezession die Zinsen weniger deutlich erhöhen, hat sich somit vorerst verflüchtigt, was erneute Kursrückgänge zur Folge hatte. Zum Jahresende hin dämpften zudem die rasant zunehmenden Ansteckungszahlen in China die Hoffnungen auf positive Wachstumsimpulse durch die Wiedereröffnung der zweitgrössten Volkswirtschaft.

Aktienmarktentwicklung 

Anleihen

Nachdem ab Ende Oktober kurzfristige Entspan-nungssignale hinsichtlich der Inflationsentwicklung zu beobachten waren, verzeichneten die Anleihemärkte erste Erholungstendenzen. Im Dezember setzte dann aber eine Trendwende ein, nachdem die Zentralbanken ihr vehementes Engagement im Kampf gegen die Inflation bekräftigten.

In der Vergangenheit sind die Anleiherenditen so lange angestiegen, wie die Leitzinsen erhöht wurden. Allerdings besteht nun zwischen den Prognosen der Zentralbanken und den Erwartungen des Marktes eine große Diskrepanz. Entscheidend werden letztlich der Arbeitsmarkt und die Inflationserwartungen der Verbraucher sein. Erst wenn bei beiden eine deutliche Wende eintritt, werden die Zentralbanken ihren derzeitigen Zinserhöhungskurs beenden.

Anleiherendite US & Deutschland

Ausblick

Im kommenden Jahr gilt es sich möglichst gut in einem komplexen geopolitischen Umfeld mit erhöhter Inflation, steigenden Zinsen und schwächelndem Wirtschafts-wachstum zu positionieren. Die Situation wird sich jedoch nicht ganz entspannt normalisieren können. Denn entweder wird die Wirtschaft so kräftig wachsen, dass die Inflation weiter angeheizt wird, oder die Wirtschaft wird schwächeln und die Arbeitslosigkeit steigen. Eine Verlangsamung des Wachstums und eine Abschwächung der Inflation sind zumindest für hochwertige Anleihen vorteilhaft: Sie dürften zu niedrigeren Renditen und höheren Anleihekursen führen.

Da sich die gestiegenen Zinsen verzögert auf die Wirtschaft auswirken werden, ist in den kommenden Monaten mit einem Rückgang der Wachstums- und Gewinn¬erwartungen zu rechnen. Zu Beginn des neuen Jahres sprechen wir uns deshalb vorest für eine defensive Ausrichtung aus. Belege für einen nachhaltigen Rückgang der Inflation, ein absehbares Ende der Zinserhöhungen der Fed oder sogar potenzielle Zinssenkungen im Laufe des Jahres könnten eine deutliche Verbesserung des Marktumfeldes bewirken.

AKTIENMÄRKTE

seit 31.12.2022
MSCI Welt Index (USD) -19.5%
SPI – Swiss Performance Index (CHF) -16.7%
Euro Stoxx 50 (EUR) -11.7%
DAX (EUR) -12.3%

ANLEIHENMÄRKTE

seit 31.12.2022
Bloomberg Barclays Global Bond Index -16.2%
Bloomberg Barclays Euro Aggregate -17.2%
Bloomberg Barclays Euro Government -18.5%
Bloomberg Barclays Euro Corporates -13.6%

ALTERNATIVE ANLAGE

seit 31.12.2022
Gold (USD, pro Unze) -0.3%
Rohöl (WTI) +6.7%

WÄHRUNGEN

seit 31.12.2022
EUR / CHF -4.6%
EUR / USD -5.8%
EUR / JPY +7.3%

Daten per 31.12.2022, Quellen Bloomberg, MSCI, eigene Darstellungen

IHRE ANSPRECHPARTNER

Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Angaben dienen ausschließlich der Information. Sie wurden sorgfältig recherchiert; dennoch können wir für ihre Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität keine Gewähr übernehmen. Einzelne Angaben können sich insbesondere durch Zeitablauf oder infolge von gesetzlichen Änderungen als nicht mehr zutreffend erweisen. Sofern Aussagen über Renditen, Kursgewinne oder sonstige Vermögenszuwächse getätigt werden, stellen diese lediglich Prognosen dar, für deren Eintritt wir keine Haftung übernehmen. Soweit Steuerliche oder rechtliche Belange berührt werden, sollten diese mit einem Steuerberater bzw. Rechtsanwalt erörtert werden.